Das Problem der technischen Verschuldung wurde vom Programmierer und Berater Ward Cunningham, dem Entwickler des WikiWikiWeb, entdeckt. Er prägte den Begriff, als er ihn 1992 auf der diesjährigen Konferenz OOPSLA (Object-Oriented Programming, Systems, Languages and Applications) offiziell erklärte: „Mit der Auslieferung der ersten Code-Zeilen beginnt die Verschuldung“, so Cunningham. „Geringe Schulden treiben die Entwicklung voran. Jedenfalls so lange, wie sie zurückgezahlt werden. Die Gefahr besteht, wenn die die Schulden nicht beglichen werden. Jede Minute, die in einen Code investiert wird, der nicht hundertprozentig passt, sind Zinsen dieser Verschuldung. Unternehmen können unter der Last einer nicht konsolidierten Implementierung zusammenbrechen.“ Die technische Verschuldung ist damit ein Beispiel dafür, wie fahrlässig eine Vorgehensweise sein kann, bei der auf schnelle Ergebnisse gedrängt und künftige Konsequenzen vergessen werden.
In der Realität kostet jede Anwendung, jedes Netzwerk oder jede Plattform, die schnell, einfach und kostengünstig zu installieren ist, durch spätere Korrekturen viel mehr als geplant. In kürzester Zeit würden die Ressourcen der IT-Teams dadurch gebunden, die entsprechenden Anwendungen mit zusätzlichen Funktionen auszustatten, damit sie weiterhin einsetzbar bleiben. Im Gegensatz dazu bieten Systeme, die zwar in ihrer Implementierung aufwändig sind und Zeit in Anspruch nehmen, in absehbarer Zukunft deutliche Vorteile: Sie müssen nicht nachgerüstet werden, sind in der Handhabung robust und lassen sich skalieren – die Vorab-Investitionen sind damit im Laufe der Zeit mehr als ausgeglichen.